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Die Paartherapeutin 01

Ramona hielt ein klei­nes, dau­men­gro­ßes Glas­fläsch­chen in ihrer rech­ten Hand, das ebenso schwarz war wie ihre Fin­ger­nä­gel und ihre Klei­dung. Die sehr kleine Öff­nung des Fläsch­chens zeigte nach unten. Bei jedem Trop­fen, der her­aus­kam und auf den Boden der lee­ren Kaf­fee­tasse dar­un­ter plumpste, zählte sie kon­zen­triert und leise mit.

    »…11, 12, 13, 14« Ihre Gesichts­züge waren ernst, und die schwarz geschmink­ten Lip­pen unter­stri­chen diese Ernst­haf­tig­keit. Als sie bei 15 ange­kom­men war, stoppte sie, drehte den Ver­schluss zu und stellte die Tasse unter den Kaf­fee­aus­lauf.

Anschlie­ßend schaute sie mit zusam­men­ge­press­ten Lip­pen aus dem Küchen­fens­ter und betrach­tete das Trei­ben auf der Straße, bevor sie zum Ess­tisch ging. Das Fläsch­chen steckte sie in die dar­auf lie­gende Hand­ta­sche und nahm Platz.

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Vor ihr stand ein wei­te­res Fläsch­chen – Nagel­lack. Der mar­kante Duft des Nagel­lacks schwebte in der Luft. Sie atmete tief ein und aus und lächelte zufrie­den.

Nach einem kur­zen kri­ti­schen Blick auf ihre schwarz lackier­ten Fin­ger­nä­gel betrach­tete sie das nach oben gerich­tete Dis­play ihres Smart­phones auf dem Tisch, das 10:46 Uhr anzeigte. Das Tablet lag eben­falls dort.

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Im Wohn­zim­mer lief leise Musik. Ihr Kopf wackelte leicht zum Rhyth­mus einer Bal­lade. Als der Sän­ger den Refrain begann, zuck­ten Ihre schwarz geschmink­ten Lip­pen kurz, und sie sang mit. “Give me your love. Give me your love”. Minu­ten­lang saß sie so da, bis das Lied been­det war und von selbst erneut zu spie­len begann. Der Song war ebenso wie ihre Gedan­ken in einer End­los­schleife gefan­gen.

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Plötz­lich klin­gelte es am Ein­gang. Sie stand auf, blickte kurz zu dem Foto­rah­men mit dem Foto von sich, Daniel und Oli­ver auf dem Wohn­zim­mer­schrank, bevor sie die Tür öff­nete. »Warum klin­gelst du?«, fragte sie, als sie Oli­ver erkannte.

    »Ich dachte, wir fah­ren direkt wei­ter«, ant­wor­tete Oli­ver und wackelte mit den Hän­den.

   »Hat­test du Angst, ein­fach so her­ein­zu­kom­men? Du und Daniel woh­nen hier. Ver­giss das nicht!«, sagte Ramona und setzte sich wie­der an den Ess­tisch. Von dort rief sie: »Komm rein! Wir haben noch Zeit. Meine Fin­ger­nä­gel müs­sen auch noch ein wenig trock­nen.«

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Er schloss die Tür und setzte sich eben­falls an den Ess­tisch – aller­dings gegen­über von ihr. 

Ihre Hände ruh­ten auf der Tisch­platte. Sein Blick wan­derte unwill­kür­lich zu ihren Haa­ren, die im Ver­gleich zu sonst zu glü­hen schie­nen. Ramona strahlte ihn an und auch ihre Haare strahl­ten ihm ent­ge­gen – näm­lich in einem hel­len Blond­ton.

    »Was ist das? Du hast die Haare gefärbt!«, bemerkte er über­rascht. 

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    Ramona hob ihren Kopf, als wolle sie ihm ihre neue Haar­farbe wie eine kost­bare Tro­phäe prä­sen­tie­ren. »Ich war ges­tern beim Fri­seur«, begann sie. »Wenn ein neuer Lebens­ab­schnitt beginnt… Naja, das machen viele Frauen so«, erklärte sie mit einem “Bambi-Blick”, der schien, als flehe er um Gnade.

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    Er sah kurz auf die Nagel­lack­fla­sche und ihre Hände. »Sag mal, warum sind deine Fin­ger­nä­gel schwarz lackiert? Die waren noch nie schwarz«, wollte er von ihr wis­sen.

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    »Nicht mehr, seit wir zusam­men sind. Es war eine Zeit der Freude und des Glücks mit dir. Das ist jetzt vor­bei.« Sie wackelte mit den Fin­gern. »Das sind Sym­bole für meine Stim­mung heute«, mur­melte sie.

    Er zuckte mit den Schul­tern, wäh­rend sie ihn mit tief­trau­ri­gen Augen ansah. “Müs­sen wir wirk­lich zum Anwalt, Dar­ling?”, fragte sie leise und demü­tig. Oli­ver schloss seine Augen und schwieg. Für Ramona waren es hoff­nungs­volle Sekun­den. Sekun­den, die ihr wie eine Ewig­keit vor­ka­men.

Doch als er schließ­lich sprach, war seine Ant­wort für sie keine Erlö­sung, son­dern ein Schlag ins Gesicht. Er öff­nete die Augen und sagte: »Eine Schei­dung ist das Beste.« Obwohl er seine Worte in einem neu­tra­len Ton aus­sprach, dröhnte jede Silbe in ihrem Kopf wie ein Don­ner­schlag.

    Ihre Hände ver­krampf­ten sich zu Fäus­ten und schnell wie ein Platz­re­gen wur­den ihre Augen feucht. Lang­sam, als stünde sie unter Schock, erhob sie ihre Arme und hielt ihre Hände vor ihr Gesicht. Ihre dunk­len Lip­pen kamen nun beson­ders zur Gel­tung und diese began­nen sich zu bewe­gen. »Du… du zer­störst meine Fami­lie. Nein, deine… unsere… bitte tu das nicht!«, schluchzte sie und drehte den Kopf zur Seite.

Es war eine kurze, doch zutiefst erschüt­ternde Aus­sage, die mit weni­gen, gebro­che­nen Wor­ten einen schmerz­er­füll­ten Blick in ihr zer­ris­se­nes Inne­res gewährte. So zer­stört, so ver­lo­ren hatte er Ramona noch nie gese­hen.

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    »Über­treib nicht«, sagte Oli­ver sach­lich zu ihr.

    Das Tor zu ihrem Inne­ren war wie­der geschlos­sen. »Ent­schul­di­gung, es ist alles sehr schwer für mich«, ent­geg­nete sie, nahm die Hände her­un­ter und stand auf. Sie ging zum Kaf­fee­au­to­ma­ten und wischte sich die Augen mit einem Geschirr­tuch ab. Dann drückte sie den Knopf für die Kaf­fee­zu­be­rei­tung.

    Den frisch gebrüh­ten Kaf­fee stellte sie vor ihm auf den Tisch und sagte: »Hier ist ein Kaf­fee. Ich muss noch kurz ins Bad. Dann kön­nen wir los.« Und sie ver­schwand.

    Er zog das Tablet zu sich. »Die Musik passt ja gar nicht«, flüs­terte er vor sich hin. Dann wählte er ein klas­si­sches Stück aus. Wäh­rend er auf sie war­tete, trank er immer wie­der genüss­lich aus der Tasse.

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    Nach­dem sie aus dem Bad zurück­kam, setzte sie sich neben ihn. Kurz sah sie auf seine Kaf­fee­tasse, dann zu ihm und sagte: »Ich liebe dich. Und jetzt… jetzt habe ich alles ver­lo­ren.«

    »Alles?«, ent­geg­nete er knapp.

    »Dich und beruf­lich meine ich damit«, erklärte sie.

    »Wieso beruf­lich?«

    »Tja«, sagte sie mit einem lei­sen Seuf­zer. Ihr Blick senkt sich ver­le­gen auf die Tisch­platte. »Eine Paar­the­ra­peu­tin, die selbst geschie­den ist. Wie inkom­pe­tent wirkt denn das?« Dann schüt­telte sie den Kopf. 

Oli­ver lächelte sanft.

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Klappentext

Die kri­sen­ge­schüt­telte Bezie­hung von Oli­ver und Maria ändert sich, als sie die junge, attrak­tive Paar­the­ra­peu­tin Ramona Red in ihrer Ber­li­ner Pra­xis auf­su­chen – aber anders als gedacht.

Ramona ist Sin­gle und ver­folgt mit­un­ter ihre eige­nen pri­va­ten Inter­es­sen.  Doch das ist nicht das größte Geheim­nis der begehr­ten und aus Jugo­sla­wien stam­men­den, deren Zwil­lings­schwes­ter und Vater spur­los ver­schwun­den sind. Weder das Paar noch die ande­ren Kli­en­ten ahnen, mit wem sie es wirk­lich zu tun haben. Ist Oli­ver, der sich in Ramona ver­liebt, nur ein Spiel­ball in einem bös­ar­ti­gen Plan?

Ein teils amü­sant for­mu­lier­ter Psy­cho­thril­ler mit ero­ti­schen Ele­men­ten und bri­san­ter The­ma­tik, der die Gemü­ter bis zur letz­ten Zeile und dar­über hin­aus erhitzt. Basie­rend auf tat­säch­li­chen Ereig­nis­sen.

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